Auf dem Synagogenplatz in Kleve
Die treuhänderische Bürgerstiftung Haus des Erinnerns und Gedenkens im niederrheinischem Kleve soll Möglichkeiten bieten, Begegnungen zwischen Menschen unterschiedlicher Kulturen und Religionsgemeinschaften im freien Meinungsaustausch und ohne jede Art von Diskriminierung, gerne auch länderübergreifend, zu ermöglichen. Als historischer Ort und Ort des Gedenkens soll das Haus des Erinnerns und Gedenkens am zentralen Platz im Bereich der ehemaligen Standorte der Synagoge und der Jüdischen Schule in der Nähe der Schwanenburg entstehen. Auf diesem Wege können sowohl eine Gedenkfunktion als auch die Möglichkeit zur Wiederaufnahme der Nutzung dieses Ortes für den Jüdischen Gottesdienst wahrgenommen werden. Die Stiftung versteht sich als Ausdruck bürgerschaftlichen Engagements, das ein zentrales städtisches Grundstück, private Geldmittel sowie den Einfallsreichtum, die Einsatzbereitschaft und die Arbeitskraft der örtlichen Bevölkerung zusammenführt, was eine friedliche und respektvolle Gemeinschaft fördert. Ebenso trägt dies zur Weiterentwicklung der Stadt Kleve und ihrer Region bei. Bei ihren Aktivitäten wird sie geleitet von der Achtung der Anderen und Andersdenkenden, von den Gedanken der Toleranz und der Solidarität, von der Achtung der Grundrechte und der Rechte von Minderheiten. Besonderes Gewicht legt sie auf Bildung und Stärkung von Vertrauen in ihrem engeren Wirkungskreis als auch darüber hinaus. Sie versteht sich als ein verlässlicher Partner der Bürger, an deren Mitwirkung in den von der Stiftung getragenen Initiativen ihr gelegen ist. Sie versteht sich zugleich als Kooperationspartner der Stadt Kleve. Zugleich will sie mit von ihr initiierten Veranstaltungen ein Forum bilden zur Erörterung lokaler und regionaler Probleme und zur gemeinschaftlichen Suche nach Wegen zu ihrer Bewältigung.
Am 17. Mai 2023 hat der Rat der Stadt Kleve einem interfraktionellen Antrag zur Neugestaltung des Synagogenplatzes in Kleve auf der Grundlage eines Entwurfs des Architekten Friedhelm Hülsmann von HTM Architekten zugestimmt. Geplant ist der Bau eines Hauses des Erinnerns und Gedenkens (nachfolgend „Haus“) auf dem Platz der im Jahr 1938 zerstörten Synagoge. Dieses Haus, dessen Bau bis spätestens am 31.12.2028 beginnen soll, wird den besonderen Charakter des Ortes weiter sichtbar machen und würdigen, indem es das Bodendenkmal
der Synagoge in den Bau mit einbezieht (s. Ziffer 3). Hierdurch kommt zum Ausdruck, dass Erinnern und Gedenken gerade an diesem Ort wesentlich für das Fundament der gemeinsamen Arbeit an der fried- und
respektvollen Zukunft der Stadt Kleve und ihrem Umfeld sind.
Das vorliegende Konzept hat zum Ziel, die Inhalte des Letter of Intent weiter auszuformulieren, der Gegenstand und Grundlage des vorgenannten Ratsbeschlusses vom 17. Mai 2023 war. Danach wird durch die Stadt Kleve das Grundstück kostenlos für die Bebauung zur Verfügung gestellt. Insbesondere wird auf die relevanten Tätigkeitsfelder und die damit verbundenen Arbeitsprozesse eingegangen. Darüber hinaus sind Fragen der Finanzierung Gegenstand dieses Konzeptes. Erinnern ist sowohl ein persönlich individueller als auch ein gesellschaftlich kultureller Vorgang1. Je weiter die Zeit voranschreitet, desto mehr müssen wir damit rechnen, dass das Erfahrungsgedächtnis der Zeitzeugen allmählich verloren geht; ein Prozess in dessen Verlauf sich die Qualität der Erinnerung wandelt. Während die persönliche Erinnerung an die Zeitspanne eines Menschenlebens gebunden ist, benötigt das kulturelle Erinnern nicht nur Riten, Medien und Institutionen, sondern auch dem Gedenken besonders gewidmete Orte.
Kulturelles Erinnern ist von besonderer Bedeutung, weil die Erinnerung an eine gemeinsame Geschichte für das Gefühl politischer Zugehörigkeit eine herausragende Rolle spielt, auch und gerade da es Verständigungsgrundlagen schafft, die verschiedene Epochen überspannen. Kommt ein bestimmter Fundus historischen Wissens abhanden, droht nicht zuletzt die Kommunikation zwischen den Generationen zu verstummen. Wollen wir dieser Gefahr entgehen, sind wir als Gesellschaft in der Verantwortung, das Erfahrungsgedächtnis der Zeitzeugen in ein kulturelles Gedächtnis der Gesellschaft zu übersetzen. Dieser Transfer gelingt nicht durch das einfache Erinnern an historische Abläufe und die ständige Wiederholung stereotyper Erinnerungsformeln, sondern insbesondere durch die Konkretisierung
persönlicher Schicksale und deren Verortung. Dann wird das rein kognitive Wissen zu einem „Wissen mit Identitätsbezug“. In diesem Kontext wird das Haus des Erinnerns und Gedenkens
auf dem Synagogenplatz in Kleve ein Ort des kulturellen Erinnerns und zugleich ein zukunftsweisendes Mahnmal der Verantwortung mit großer Strahlkraft.
Der Wunsch, den jetzigen Synagogenplatz als Ausgangspunkt des Erinnerns und Gedenkens unangetastet zu lassen, stellt besondere Anforderungen an eine hier zu errichtende bauliche Anlage. Der diesbezügliche Grundgedanke ist es, ein Gebäude innerhalb der ehemaligen Grundmauern zu erstellen, dessen Erdgeschoss offen, jedoch mit zwei Etagen überbaut ist, die multifunktionale Räumlichkeiten beherbergen. Die Oberfläche des Synagogenplatz bleibt dabei weitgehend
unangetastet und sein öffentlicher Zugang gewährleistet. Somit wird es möglich, hier zu jeder Tageszeit und bei jedem Wetter Gedenkveranstaltungen durchzuführen. Die beiden oberen, beheizbaren Etagen werden durch den im südlichen Giebel deutlich sichtbaren Eingang erschlossen. Ein Aufzug gewährleistet den barrierefreien Zugang auf
sämtlichen Ebenen; beide Etagen sind jeweils mit einer Miniküche, WC-Anlagen und einer zusätzlichen kleinen Lagerfläche ausgestattet. Der Baukörper verweist in seiner Ausführung auf das Stiftszelt (Mischkan) als Symbol der Wanderung des jüdischen Volkes in die Diaspora. Die Gebäudehülle verdeutlicht das Konzept der Öffentlichkeit des Ortes durch transluzente Materialien aus Glas. Diese Materialien ermöglichen tagsüber den kompletten flächigen Lichteinlass in das gesamte Gebäude und verwandeln es nachts in eine Lichtikone, die bis weit in die niederrheinische Tiefebene strahlt und den
seinerzeitigen Standort sowie das Volumen der ehemaligen Synagoge leuchtend anzeigt.
Durch vier ebenerdige Eingänge und begehbare, im Boden liegende Glaselemente wird das Haus des Erinnerns und Gedenkens erschlossen. Diese bei Dunkelheit beleuchteten Glaselemente ermöglichen beim Überschreiten eine optische Verbindung zu den noch vorhandenen, im Boden liegenden Fundamenten der historischen Synagoge. Das offene, nicht beheizte Erdgeschoss ermöglicht zu jeder Zeit einen Besuch der Gedenkstätte. Bei Veranstaltungen erschließt ein zu öffnender Durchgang die Nutzung des barrierefreien Sanitätsraumes.
Das erste Obergeschoss wird durch den im Westen liegenden,abschließbaren ebenerdigen Eingang erschlossen. Der Treppenraum, sowie der barrierefreie Aufzug führt sämtliche Nutzer in das beheizte 1 Obergeschoss. Neben dem barrierefreien WC, be昀椀ndet sich hier eine Pantryküche mit den notwendigen Einbauten. Der Veranstaltungsraum verfügt über eine Fläche von ca. 92m². Eine umlaufende Glasfassade, in blau dargestellt, ermöglicht für alle eine maximale erfahrbare Transparenz. Eine Korbge昀氀echt ähnelnde, außen liegende Gewebefassade, in weiß dargestellt, hat unter anderem die Funktion, das gläserne Gebäude vor Überhitzung zu schützen.
Auch das zweite Obergeschoss wird durch den im Westen liegenden, abschließbaren ebenerdigen Eingang erschlossen. Der vorhandene Treppenraum und der barrierefreier Aufzug ermöglichen den Zugang in das beheizte, zweite Obergeschoss. Neben dem barrierefreien WC, be昀椀ndet sich hier eine Pantryküche mit den notwendigen Einbauten. Der Veranstaltungsraum verfügt über eine Fläche von
ca. 92m². Eine umlaufende Glasfassade, in blau dargestellt, ermöglicht eine maximale erfahrbare Transparenz. Wie im ersten Obergeschoss schützt auch hier eine außenliegende Gewebefassade vor Überhitzung durch äußere Sonneneinstrahlung. Der hier be昀椀ndliche offene, hohe Dachraum von 5,40 Metern, ermöglicht eine zusätzliche Nutzung in Form von Sonderausstellungen.
Die Umsetzung des Vorhabens verantwortet eine rechtsfähige Bürgerstiftung, die Träger und Betreiber des Hauses wird und für dessen nachhaltige Bewirtschaftung verantwortlich zeichnet. Das Haus steht allen Personen, Vereinen und Institutionen zur Nutzung offen, die sich im Sinne der Stiftungssatzung den folgenden Aufgaben verpflichtet fühlen:
Seinen konkreten Ausdruck endet die Arbeit des Hauses in den folgenden Formaten:
Darüber hinaus übernimmt die Stiftung konkrete Aufgaben im Zusammenhang mit dem Betrieb des Hauses, wie insbesondere:
Das Haus strebt eine enge Kooperation mit Vereinen (z. B. Heimat-, Kultur-, Musik-, Schützen- und Sportvereinen), Stiftungen und Archiven Kleves sowie der niederrheinischen Region an. Der Synagogenplatz in Kleve, mitten in Westeuropa gelegen, soll als ein Anlaufpunkt für den Austausch mit niederländischen, belgischen, französischen, englischen Organisationen dienen. Gefördert werden wechselseitiges Verständnis und Toleranz. Darüber hinaus werden verschiedene Formen der Zusammenarbeit mit lokalen und überregionalen Künstler*innen/ Kulturschaffenden aufgebaut und gepflegt. Als überregionale Kooperationspartner*innen des Hauses ist insbesondere zu denken an:
Zur Finanzierung von Bau und laufendem Betrieb des Hauses werden öffentliche und private Gelder in Form von Spenden und Fördermitteln eingeworben. Bei der Einwerbung öffentlicher Mittel kommen z. B. in Betracht: · die Allgemeinen Richtlinien zur Förderung von Projekten und Einrichtungen auf dem Gebiet der Kultur, der Kunst und der kulturellen Bildung des Landes NRW · zur Förderung von Honoraren sowie Sachausgaben in den kommenden 4 Jahre in Höhe von 240.000 EUR kommt das Förderprogramm „LOKAL“ der Kulturstiftung des Bundes infrage. Bis zum jetztigen Zeitpunkt erhielt der Stiftung bereits in den Jahren 2024 und 2025 Fördermittel aus dem Bundesprogramm „Aller.Land – zusammmen gestalten. Strukturen stärken“. Dazu bringt die Stadt Kleve das Grundstück des Synagogenplatzes auf Erbpachtbasis in die Bürgerstiftung ein.
Bei konkretem Interesse und deutlich gewordener Kooperations- und Spendenbereitschaft wird der Rahmenterminplan dem Interessenten zur Verfügung gestellt.
HAUS DES ERINNERNS UND GEDENKENS e.V.
IBAN DE10 3245 0000 0030 0697 85
Oder scannen Sie den QR-Code mit Ihrer Banking App.
Poststaße 40 a
47533 Kleve
E-mail: hdeg@web.de
QR Code mit Ihrer Banking App scannen oder:
HAUS DES ERINNERNS UND GEDENKENS e.V.
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